Mit Kritik umgehen lernen

So lernst Du, besser mit Kritik umzugehen

  •  „Ist Dir die Hose nicht zu eng?“
  •  „Deine Zahlen können nicht stimmen!“
  •  „Dafür sind Sie zu jung / alt.“
  •  „Dein Auftritt ging gar nicht!“

Uff! Du wurdest im Laufe Deines Lebens sicherlich schon mit solchen Aussagen konfrontiert. Es sind Sätze, die Dich erst auf dem falschen Fuß erwischen, aus der Haut fahren oder Dich nachts schlecht schlafen lassen – und Dich schlimmstenfalls jahrelang verfolgen.

Mit Kritik umzugehen, ist deshalb so schwer, weil wir sie meist persönlich nehmen. Weil wir sie uns zu Herzen nehmen.

Nicht jede Kritik und nicht jedes kritische Feedback ist jedoch böse gemeint. Davon abgesehen ist so manche Rückmeldung auch nicht unbedingt valide, angebracht und so manches hat gar nichts mit uns als Empfänger zu tun.

Und dennoch kannst Du aus den meisten Dingen  trotzdem etwas Konstruktives für Dich mitnehmen – selbst wenn es im ersten Moment wie ein persönlicher Angriff wirkt.

Ich möchte Dir im Folgenden zeigen, wie Du es schaffen kannst, besser mit Kritik umzugehen und Dich emotional davon unabhängiger zu machen. Diese neuen FeedbackNEHMER-Kompetenzen sind aus meiner Sicht DER Schlüssel dazu, in dieser VUCA-Welt mit so vielen Einflüssen und Meinungen enorm wachsen zu können und Deine Potenziale zu entfalten.

Kritik trifft unsere wunden Punkte

Jetzt mal ehrlich. Hältst Du Dich für Mr. oder Mrs. Perfekt? Wahrscheinlich nicht. Jeder von uns hat sie: Die eigenen Unsicherheiten, die kleinen oder größeren Leichen im Keller, die Selbstzweifel, Macken und Schwächen.

Manches davon wollen wir uns vielleicht selbst nicht eingestehen. Wir versuchen vehement, sie zu unterdrücken – und wenn dann jemand mit Kritik diesbezüglich um die Ecke kommt, könnten wir der Person an die Gurgel gehen, aus der Haut fahren, schreiend weglaufen.

Bei anderen Dingen ist unsere Leistung sehr eng mit unserem Selbstwert verknüpft. Vielleicht bist Du stolz darauf, einen durchtrainierten Körper zu haben. Oder in Deinem Fach eine Koryphäe zu sein. Diese Aspekte werden somit Teile Deiner Identität. Greift Dich jemand an diesen Punkten an, ist dies gewissermaßen ein Angriff auf Deine ganze Person – zumindest (unterbewusst) in Deiner Wahrnehmung.

Aber so muss es nicht sein!

Du kannst Dir Deine wunden Punkte beispielsweise selbst vornehmen, daran „arbeiten“ und sie heilen. Wenn die wunden Punkte gut versorgt sind, kann dich niemand mehr treffen. Denn um etwas zu treffen, muss eine Zielscheibe vorhanden sein! Und das bist Du einfach nicht mehr.

Oder arbeite mit mir an Deinem Growth Mindset. Dann kann Dich eh keiner mehr treffen, denn es ist für Dich niemals schlimm, zu lernen, Fehler zu machen oder Anfänger zu sein. Wow! Mach‘ Dich auf den Weg.

Das Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass Dich Kritik nicht mehr emotional trifft und Du damit endlich viel mehr und schneller daraus lernen kannst.

Ein besserer Umgang mit Kritik fängt bei uns selbst an

Wie Du sicher schon erahnen kannst, fängt ein besserer Umgang mit Kritik bei Dir selbst an. Solange Du mit Dir selbst im Reinen bist, bist Du sehr viel resilienter gegenüber jeder Art von Kritik oder kritischem Feedback.

Um dies zu erreichen, kann Dir beispielsweise ein Coaching oder eine Therapie helfen. Vielleicht reicht Dir aber auch eine längere Phase der Selbstreflexion, in der Du lernst, Dich mit all Deinen Macken selbst zu akzeptieren.

Nobody is perfect. Und das trifft auch dann zu, nachdem Du Dich intensiv um Dich selbst gekümmert hast. Hast Du einen schlechten Tag, kann es dann trotzdem immer wieder mal passieren, dass Du gegenüber Kritik empfindlicher bist. Das ist Teil des Menschseins.

In solchen Situationen ist es wichtig, die Ruhe zu bewahren und sich nicht vom Sog der Emotionen wegschwemmen zu lassen. Auf Deine Gefühle hast Du keinen Einfluss – wohl aber auf Deine Reaktion.

Praktische Tipps, um besser mit Kritik umzugehen

  • So so – Dein neues Mantra

Nimm Dir Zeit. Du musst nicht – und schon gar nicht sofort – reagieren. Zeit hilft dabei, Dich emotional von einer Situation zu distanzieren und einen klareren Kopf zu gewinnen.
Innerlich heißt Dein neues Mantra dazu: „So so…“.

Vielleicht hilft Dir ein Satz wie: „Da möchte ich jetzt erst mal drüber nachdenken.“ Oder: „Das will ich erstmal sacken lassen“. Oder: „Weiß ich noch nicht, was ich damit mache.“ Und: „Können wir morgen nochmal darüber reden?“

Meine Oma hat immer gesagt: „Was soll ich denn davon halten?“. Ich finde, das ist eine sehr gute mentale Frage, denn diese ermöglicht es auch Dir, offen und suchend zu bleiben, anstatt Dich direkt abgewertet zu fühlen. Jetzt hast Du Zeit – und die Wahl, aus der Rückmeldung zu machen, was Du wirklich brauchen kannst. In den seltensten Fällen kannst Du schließlich mit „Kränkung“ etwas anfangen.

  • Frage danach, was gut war

Hören wir Kritik, fokussieren wir alles darauf. Wir zoomen so stark in die Kritik rein, dass es sich plötzlich so anfühlt, als würden wir alles falsch machen, als wäre alles in unserem Leben ein einziger Fehlschlag. Das ist natürlich Quatsch mit Soße!

Um dieser Abwertungsspirale ein Kontra zu setzen, kannst Du den Feedbackgeber umgekehrt fragen, was gut gelaufen ist. Oder mit wie viel Prozent Dein Gegenüber zufrieden bzw. Unzufrieden ist. Was er an Deinem Produkt mag. Was so bleiben soll. Du verstehst, was ich meine 😉.

Hat da gerade jemand Dein gesamtes 7-Gänge-Menü auseinandergerissen oder ging es nur darum, dass die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ein wenig verrutscht war?

Auf diese Weise bekommst Du ein wesentlich besseres Verständnis darüber, wie Du die Kritik einordnen solltest.

  • Das Leben ist zu 90 % eine Geschmacksfrage

Hören wir Sätze wie „Das Verhalten ging gar nicht!“ oder „So macht man das nicht“, sind diese tatsächlich zu 90 % unangemessen. Eigentlich müsste die Person sagen „Ich mag das nicht. Ich präferiere etwas anderes. Ich habe es anders gelernt.“

Ergänze also am besten mental, wenn Menschen Dir so etwas entgegnen ein „…in Deiner Welt.“ Denke Dir: „Also in Deiner Welt ging dieser Vortrag für Dich gar nicht.“ „In Deiner Welt macht man Kartoffelsalat anders.“ Und auch kannst Du denken: „Du darfst das weiter so denken. Das kann, muss aber keinen Einfluss auf meinen Geschmack haben und ist für mich noch kein Veränderungsgrund.“

Macht Dich von den Geschmäckern anderer erst mal frei und überlege Dir in Ruhe, welchen Geschmack Du langfristig bedienen möchtest. Alle wirst Du eh nicht treffen!

  • Kopf hoch – umschauen!

Ein weiterer guter Tipp, um aus der Abwertungsspirale herauszukommen: Schau Dich um. Um Dich herum sind wahrscheinlich Menschen, die auf Deiner Seite sind, die Dich brauchen.

Du bist hier, Du bist wichtig. Das Leben bietet so viel mehr. Du hast so viele Träume, hast so viel erreicht. Wen kümmert es da, dass jemand eine Sache an bzw. von Dir nicht gefallen hat? Genau: niemanden!!

Gib Dingen nicht mehr Raum, als sie verdienen. Das gilt für Kritik, aber auch für alles andere.

  • Frage aktiv nach kritischem Feedback

Umgang mit Kritik kannst Du aktiv trainieren. Dazu empfehle ich Dir, Menschen aus Deinem Umfeld nach kritischem Feedback zu fragen. Stelle eine Frage wie: „Was kann ich besser machen?“ Diese Formulierung fordert automatisch ein konstruktives kritisches Feedback ein.

Du wirst auch hier mit Deinen Schwächen konfrontiert. Aber die Menschen, die Du fragst, meinen es gut mit Dir. Schaue ihnen in die Augen. Spüre, wie es funktioniert, konstruktiv über ausbaufähige Punkte zu sprechen.

Auf diese Weise erfährst Du ganz intuitiv, dass kritisches Feedback nichts Schlechtes, nichts „Gefährliches“ ist. Und dass es Dir im Gegenteil sogar sehr viel weiterhelfen kann.

  • Kritik kann mehr Wertschätzung bedeuten als Lob

Surprise! Ja, die Menschen, die sich die Mühe machen, Dir genau zu erklären, wie sie etwas machen würden und sich für Dich Zeit nehmen, meinen es oft auch richtig gut mit Dir!

Ein hingeschmissenes, oberflächliches Lob ist eben schnell ausgesprochen. Hingegen ist eine intensive Beobachtung und Erläuterung – auch der eigenen Bedürfnisse oder Erfahrungen Deines Feedbackgebers mit mehr Arbeit verbunden.

Manchen fällt es auch nicht leicht, dabei vielleicht Deine Gefühle zu verletzten – und umso dankbarer können wir ihnen sein, dass sie diese Widerstände überwinden, um uns einen Dienst zu tun. Ist doch auch toll, wenn andere sich trauen uns zu sagen, dass wir den Hosenstall offen haben, oder?

  • Welcher Feedbackgeber-Typ steht vor Dir?

In meinem Buch habe ich einige Typen charakterisiert, wie zum Beispiel den Feedback-Dino, den Trödelhändler, den Hirsch, Mr. Wichtig, Dolchmöder u. v. m. – und natürlich gibt es die bei allen Geschlechtern.

Fakt ist: Feedbackgeber haben immer so ihre Marotten, wie sie ihre Rückmeldung übermitteln. Manche machen um ihr Feedbackgeschenk eine Schleife drumrum, andere werfen einem das Geschenk an den Kopf, wieder andere vergessen den Geburtstag und geben es uns zu spät oder nie…

Frage Dich also, wenn Du Kritik bekommst: Was ist mein Gegenüber für ein Typ? Was ist seine Art, zu formulieren? Das hat erst mal gar nichts mit mir zu tun. Und wenn Du die Verpackung wegnimmst: Was ist die Botschaft, die interessant für Dich ist?

  • Hole Dir Lob ein

Vielleicht hast Du mal gehört, dass eine negative Äußerung einen größeren Einfluss auf uns hat als 1000 positive. Darin mag ein wahrer Kern liegen, dennoch hat auch Lob einen großen Wert für unser Selbstbewusstsein. Leider gibt es das von vielen Menschen jedoch nur auf direkte Nachfrage. Die meisten werden denken, Du weißt sowieso wie sehr sie Dich und Deine Arbeit schätzen…

Ausgesprochenes Lob hilft Dir dabei, Dich und Deine Leistungen besser einzuordnen. Es gibt eben sehr viel an Dir, was andere schätzen. Ja, was sich andere sogar für sich selbst wünschen würden.

Und noch ein Spezial-Tipp, wenn Du hoch hinaus möchtest:

  • Hole Dir einen „Schleifer“ an Deine Seite

Stell Dir vor, Du würdest jemanden dafür bezahlen, Dich fortwährend zu kritisieren. Klingt erstmal bescheuert, aber genau das ist der Alltag für Profis, die sich fortwährend verbessern möchten. Musiker, Athleten, CEOs etc.

Sie bezahlen ihre Trainer nicht dafür, sie ständig zu loben, sondern jede Kleinigkeit aufzuzeigen, die sie besser machen können. Wenn Du in etwas richtig gut werden möchtest, gibt es kaum ein besseres Mittel dafür. Und nebenbei härtet es Dich auch noch gegen Kritik ganz allgemein ab.

  • Gemeinsames Leid? Arbeite aktiv an Eurer Feedbackkultur

Manchmal etablieren sich in Unternehmen aber auch unter Freunden oder Familienmitgliedern unschöne Normen und Rituale. Wichtig: Das mag eine Erklärung sein, ist aber keine Entschuldigung oder sogar Notwendigkeit dafür, dass als Team die nächsten 10 Jahre so weiter zu machen!

Denn Du leidest sicher nicht alleine darunter: In vielen Branchen wird mit Lob unnötig gegeizt, viele Jahresgespräche gleichen einem Dungeon (für beide Seiten), in manchen Familien traut sich hingegen keiner mehr, etwas Kritisches anzusprechen.

Dagegen kannst Du etwas tun! Mach Eure schlechte Feedbackkultur zum Thema, decke liebevoll auf, dass auch andere darunter leiden, suche Dir Verbündete und etabliert gemeinsam neue wertschätzende Umgangsformen.

Als Coaches, Teamentwickler oder auch in Vorträgen auf Strategietagungen oder Townhalls können wir Euch auch gerne dabei unterstützen. Ich bin sicher, Du triffst viele Gleichgesinnte, die daran etwas ändern wollen.

Gerade zwischen den Generationen sollte dieses Thema ganz neu angegangen werden – und ich freue mich, dass sich viele Unternehmen diesem Thema bereits annehmen, um die unnötige Fluktuation zu verringern. Damit nicht nur alle mit Freude an Bord bleiben, sondern hervorragend von- und miteinander lernen und ihre Potenziale entfalten können.

Wenn Du noch mehr darüber erfahren möchtest, wie Du konstruktiv mit Kritik umgehen lernen kannst, kannst Du Dich auch gerne direkt an mich wenden. Ich halte regelmäßig Vorträge zu diesem Thema, helfe Einzelpersonen dabei, emotional unabhängiger von Feedback zu werden, unterstütze Unternehmen bei einer besseren Feedbackkultur, und natürlich ist das Thema immer auch Teil unserer Coachings und Seminare für Fach- und Führungskräfte.

Außerdem findest Du weitere Impulse in meinem Buch für alle FeedbackNEHMER. Schau' doch mal rein. Ich bin mir sicher, es hilft Dir sehr im Umgang mit jeder Art von Feedback!